Anke Mutmacherin

Beratung/ Coaching/ Seelsorge (nicht nur) für hochsensible Menschen

(M)eine Weihnachtsgeschichte

Es ist Vorweihnachtszeit. Ich liebe diese Zeit. Eine Zeit in der ich vieles von dem umsetzen kann und darf, was ich so gern habe … Dekorieren, Basteln, Backen, Filme schauen, Musik hören, Singen, das Schenken vorbereiten, es mir gemütlich machen, entspannen, Kerzen und Räucherstäbchen anzünden, Adventskalendertürchen öffnen und auch mal den Weihnachtsmarkt besuchen. Aber auf den Straßen und zwischen den Buden des Weihnachtsmarktes herrscht reger Menschenverkehr. Das ist, was ich gar nicht mag! Es ist zu laut und zu eng. Ich höre zu viele Geräusche, ich rieche zu viele Gerüche, ich sehe zu viele Menschen und leider spüre ich sie auch, wenn sie mich (sicher unbeabsichtigt) berühren. Man könnte sagen, der Weihnachtsmarkt und ich, das ist eine Hassliebe! Die Weihnachtszeit sollte ja mit dem Fest der Liebe seinen Höhepunkt finden. Dabei gibt es die Chance zur Ruhe zu kommen, in sich zu gehen, mal mehr an andere Menschen zu denken und sich dann mit ihnen gemeinsam an das Menschsein zu erinnern. Aber gerade in der Vorweihnachtszeit und umgehend wieder nach Weihnachten sehe ich das nicht. Zuerst achtet man auf die eigenen Bedürfnisse, was um einen herum passiert, wird ausgeblendet. Vielleicht ist das für mich als hochsensible Person auch so unverständlich, weil es mir gar nicht möglich ist, alles andere auszublenden. Aber ich will das auch nicht ausblenden! Ich will nicht nur mich selbst sehen, ich bin ja auch nicht alleine auf dieser Welt! In diesem Jahr hatte ich auf dem Weihnachtsmarkt aber folgendes Erlebnis: Mit meinem Mann genoss ich einen Glühwein. Auf der anderen Seite des Stehtisches, standen zwei Frauen und ein Mann mit einer im Rollstuhl sitzenden Frau. Sie konnte sich offensichtlich weder alleine bewegen, noch trinken oder essen. Ihr wurde ein Schwämmchen, getränkt mit Glühwein oder Punsch, an die Lippen gehalten und so konnte sie ein wenig den Geruch und den Geschmack aufnehmen, was ihr gut zu gefallen schien – sie lächelte ein wenig. Diese Menschen schienen in diesem Moment zufrieden und glücklich. Natürlich musste ich sie ansprechen und ihnen sagen, wie schön es ist zu sehen, wie sie miteinander umgehen und was sie möglich machen. Sie erzählten dann ein wenig von sich, darüber, dass die Frau im Rollstuhl, die Schwester ist, diese im Pflegeheim lebt und sie nun gemeinsam mit der Lieblingspflegerin ein paar schöne Stunden auf dem Weihnachtsmarkt verbringen wollten. Die Schwester solle teilhaben können, an besonderen Ereignissen, an Weihnachten, am Leben. Als sich diese tollen Menschen verabschiedet hatten, gesellten sich zwei ältere Damen an den Tisch. Beide gehörten zu einer Reisegruppe, die den Weihnachtsmarkt besuchten. Die eine Dame fing an sich mit mir zu unterhalten und erzählte wie schön diese Stadt für sie sei. Vor Jahren wäre sie mit ihrem Mann hier gewesen und sie wollten immer gemeinsam mal zu einem Weihnachtsmarktbesuch wiederkommen. Ihr Mann sei Architekt gewesen, den es in sehenswerte Städte zog. Nun war er aber schwer erkrankt und im letzten Jahr verstorben. Also wollte sie für und im Herzen mit ihm, diese Reise zum Leipziger Weihnachtsmarkt wahrmachen. Sie war sehr begeistert von der Stimmung und den vielen Buden, die über einen Großteil der Innenstadt verteilt sind und nicht, wie in anderen Städten, nur auf dem Marktplatz ein weihnachtliches Gefühl vermitteln. Ihrem Mann hätte das sehr gefallen, sagte sie, aber in Gedanken und im Herzen sei er bei ihr. Auch wenn es schwer für sie war, wollte sie doch vor allem sehen, was für ein erfülltes Leben sie mit ihrem Mann gemeinsam hatte. Darauf wollte sie sich fokussieren und dankbar dafür sein. Wieder war ich sehr berührt und ergriffen. Während ich mit dieser Frau sprach, bemerkte ich nebenbei einen jungen Mann, der sich mit meinem Mann unterhielt. Dieser junge Mann war mit seinem Hund unterwegs und er erzählte seine bewegende Lebensgeschichte: Er habe viele Jahre auf der Straße gelebt und war die meiste Zeit obdachlos. Er lebte vom „Schnorren“, konsumierte Drogen und Alkohol und er wusste, dass ihn dieses Leben irgendwann umbringen würde. Was für ihn aber kein Grund war, sein Leben zu verändern, denn er wollte frei sein. Frei und unabhängig von allen gesellschaftlichen Konventionen. Dass dieses Leben ihn aber weder frei noch unabhängig gemacht hatte, bemerkte er erst, als dieser Hund, der nun sein Begleiter war, in sein Leben trat. Der Hund war der Motor, sein bisheriges Leben in Frage zu stellen. Da war plötzlich ein Lebewesen, dass ihn uneingeschränkt und unvoreingenommen liebte, was von ihm abhängig und für das er nun verantwortlich war. Diesem Hund wollte er ein anderes Leben bieten, mit Struktur und einer dauerhaften Bleibe. Also entschloss er sich, für seinen Hund, die Hilfe des Systems anzunehmen und er bekam eine eigene kleine Wohnung. Er hätte das dem Hund nicht antun können, auf der Straße leben zu müssen, sagte er. Sein Leben weiter in gesunde Bahnen zu lenken, dabei helfe ihm der Hund und zusammen seien sie ein gutes Team. Was für eine bewegende Geschichte von einem Menschen, der bisher von seinen Mitmenschen lieber übersehen wurde. Völlig fremde Menschen haben sich uns an diesem Tag und an diesem Ort geöffnet. All diese Menschen hatten Schicksalsschläge zu verkraften und mussten ihr Leben neu sortieren. Sie haben nicht aufgegeben und haben für sich beschlossen, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten, Licht gibt. Es war ein weihnachtliches Gefühl, welches sich in mir ausbreitete. Es waren nicht die Buden des Weihnachtsmarktes, oder der Glühwein … nein, es waren diese Menschen, die mir dieses Gefühl gaben, trotz ihrer ergreifenden Geschichten. Aktuell gibt es gesellschaftlich und weltweit Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Not, Elend, Leid, Hass, Hetze, Egoismus etc. prägen das Leben. Und einige Menschen finden, es wäre verlogen, wenn man in der Weihnachtszeit „auf heile Welt machen würde“. Aber es existiert eben auch der Glaube an das Gute, an Mitgefühl, trotz aller Schwierigkeiten! In den schlimmsten Krisen und Kriegen wurde Weihnachten gefeiert. Menschen haben sich ans Menschsein erinnert und in dieser Zeit die Waffen schweigen lassen. Auch im Kleinen kann man empathische Gesten sehen und selbst verteilen. Sei es nur mit einem Lächeln oder der Frage, wie es dem anderen Menschen geht. Es gibt noch so vieles, was wir tun können, damit dieses Weihnachtsgefühl im Laufe des Jahres nicht verblasst. Lass uns kreativ werden, lass uns anderen Menschen – und damit auch uns selbst - ein gutes Gefühl geben, lass uns menschlich sein. Und mit dem folgenden, wie ich finde, sehr passenden Gedicht von Henry van Dyke, wünsche ich dir frohe Weihnachten! Weihnachten bewahren „Das ist Weihnachten bewahren. Ich beschließe zu vergessen, was ich für andere getan habe und will mich daran erinnern, was andere für mich taten. Ich will übersehen, was die Welt mir schuldet und daran denken was ich der Welt schulde. Ich will erkennen, dass meine Mitmenschen genauso wirkliche Wesen sind wie ich und will versuchen, hinter ihren Gesichtern ihre Herzen zu sehn, die nach Freude und Frieden hungern. Ich will das Beschwerdebuch gegen die Leistungen des Universums schließen. Und mich nach einem Platz umsehen, wo ich ein paar Saaten Glücklichsein säen kann.“ Henry van Dyke jr. Herzlichst Anke

Anke Römer

+49 (0)162 6306351 mail@anke-roemer-kommunikation.de

(M)eine Weihnachtsgeschichte

Es ist Vorweihnachtszeit. Ich liebe diese Zeit. Eine Zeit in der ich vieles von dem umsetzen kann und darf, was ich so gern habe … Dekorieren, Basteln, Backen, Filme schauen, Musik hören, Singen, das Schenken vorbereiten, es mir gemütlich machen, entspannen, Kerzen und Räucherstäbchen anzünden, Adventskalendertürchen öffnen und auch mal den Weihnachtsmarkt besuchen. Aber auf den Straßen und zwischen den Buden des Weihnachtsmarktes herrscht reger Menschenverkehr. Das ist, was ich gar nicht mag! Es ist zu laut und zu eng. Ich höre zu viele Geräusche, ich rieche zu viele Gerüche, ich sehe zu viele Menschen und leider spüre ich sie auch, wenn sie mich (sicher unbeabsichtigt) berühren. Man könnte sagen, der Weihnachtsmarkt und ich, das ist eine Hassliebe! Die Weihnachtszeit sollte ja mit dem Fest der Liebe seinen Höhepunkt finden. Dabei gibt es die Chance zur Ruhe zu kommen, in sich zu gehen, mal mehr an andere Menschen zu denken und sich dann mit ihnen gemeinsam an das Menschsein zu erinnern. Aber gerade in der Vorweihnachtszeit und umgehend wieder nach Weihnachten sehe ich das nicht. Zuerst achtet man auf die eigenen Bedürfnisse, was um einen herum passiert, wird ausgeblendet. Vielleicht ist das für mich als hochsensible Person auch so unverständlich, weil es mir gar nicht möglich ist, alles andere auszublenden. Aber ich will das auch nicht ausblenden! Ich will nicht nur mich selbst sehen, ich bin ja auch nicht alleine auf dieser Welt! In diesem Jahr hatte ich auf dem Weihnachtsmarkt aber folgendes Erlebnis: Mit meinem Mann genoss ich einen Glühwein. Auf der anderen Seite des Stehtisches, standen zwei Frauen und ein Mann mit einer im Rollstuhl sitzenden Frau. Sie konnte sich offensichtlich weder alleine bewegen, noch trinken oder essen. Ihr wurde ein Schwämmchen, getränkt mit Glühwein oder Punsch, an die Lippen gehalten und so konnte sie ein wenig den Geruch und den Geschmack aufnehmen, was ihr gut zu gefallen schien – sie lächelte ein wenig. Diese Menschen schienen in diesem Moment zufrieden und glücklich. Natürlich musste ich sie ansprechen und ihnen sagen, wie schön es ist zu sehen, wie sie miteinander umgehen und was sie möglich machen. Sie erzählten dann ein wenig von sich, darüber, dass die Frau im Rollstuhl, die Schwester ist, diese im Pflegeheim lebt und sie nun gemeinsam mit der Lieblingspflegerin ein paar schöne Stunden auf dem Weihnachtsmarkt verbringen wollten. Die Schwester solle teilhaben können, an besonderen Ereignissen, an Weihnachten, am Leben. Als sich diese tollen Menschen verabschiedet hatten, gesellten sich zwei ältere Damen an den Tisch. Beide gehörten zu einer Reisegruppe, die den Weihnachtsmarkt besuchten. Die eine Dame fing an sich mit mir zu unterhalten und erzählte wie schön diese Stadt für sie sei. Vor Jahren wäre sie mit ihrem Mann hier gewesen und sie wollten immer gemeinsam mal zu einem Weihnachtsmarktbesuch wiederkommen. Ihr Mann sei Architekt gewesen, den es in sehenswerte Städte zog. Nun war er aber schwer erkrankt und im letzten Jahr verstorben. Also wollte sie für und im Herzen mit ihm, diese Reise zum Leipziger Weihnachtsmarkt wahrmachen. Sie war sehr begeistert von der Stimmung und den vielen Buden, die über einen Großteil der Innenstadt verteilt sind und nicht, wie in anderen Städten, nur auf dem Marktplatz ein weihnachtliches Gefühl vermitteln. Ihrem Mann hätte das sehr gefallen, sagte sie, aber in Gedanken und im Herzen sei er bei ihr. Auch wenn es schwer für sie war, wollte sie doch vor allem sehen, was für ein erfülltes Leben sie mit ihrem Mann gemeinsam hatte. Darauf wollte sie sich fokussieren und dankbar dafür sein. Wieder war ich sehr berührt und ergriffen. Während ich mit dieser Frau sprach, bemerkte ich nebenbei einen jungen Mann, der sich mit meinem Mann unterhielt. Dieser junge Mann war mit seinem Hund unterwegs und er erzählte seine bewegende Lebensgeschichte: Er habe viele Jahre auf der Straße gelebt und war die meiste Zeit obdachlos. Er lebte vom „Schnorren“, konsumierte Drogen und Alkohol und er wusste, dass ihn dieses Leben irgendwann umbringen würde. Was für ihn aber kein Grund war, sein Leben zu verändern, denn er wollte frei sein. Frei und unabhängig von allen gesellschaftlichen Konventionen. Dass dieses Leben ihn aber weder frei noch unabhängig gemacht hatte, bemerkte er erst, als dieser Hund, der nun sein Begleiter war, in sein Leben trat. Der Hund war der Motor, sein bisheriges Leben in Frage zu stellen. Da war plötzlich ein Lebewesen, dass ihn uneingeschränkt und unvoreingenommen liebte, was von ihm abhängig und für das er nun verantwortlich war. Diesem Hund wollte er ein anderes Leben bieten, mit Struktur und einer dauerhaften Bleibe. Also entschloss er sich, für seinen Hund, die Hilfe des Systems anzunehmen und er bekam eine eigene kleine Wohnung. Er hätte das dem Hund nicht antun können, auf der Straße leben zu müssen, sagte er. Sein Leben weiter in gesunde Bahnen zu lenken, dabei helfe ihm der Hund und zusammen seien sie ein gutes Team. Was für eine bewegende Geschichte von einem Menschen, der bisher von seinen Mitmenschen lieber übersehen wurde. Völlig fremde Menschen haben sich uns an diesem Tag und an diesem Ort geöffnet. All diese Menschen hatten Schicksalsschläge zu verkraften und mussten ihr Leben neu sortieren. Sie haben nicht aufgegeben und haben für sich beschlossen, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten, Licht gibt. Es war ein weihnachtliches Gefühl, welches sich in mir ausbreitete. Es waren nicht die Buden des Weihnachtsmarktes, oder der Glühwein … nein, es waren diese Menschen, die mir dieses Gefühl gaben, trotz ihrer ergreifenden Geschichten. Aktuell gibt es gesellschaftlich und weltweit Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Not, Elend, Leid, Hass, Hetze, Egoismus etc. prägen das Leben. Und einige Menschen finden, es wäre verlogen, wenn man in der Weihnachtszeit „auf heile Welt machen würde“. Aber es existiert eben auch der Glaube an das Gute, an Mitgefühl, trotz aller Schwierigkeiten! In den schlimmsten Krisen und Kriegen wurde Weihnachten gefeiert. Menschen haben sich ans Menschsein erinnert und in dieser Zeit die Waffen schweigen lassen. Auch im Kleinen kann man empathische Gesten sehen und selbst verteilen. Sei es nur mit einem Lächeln oder der Frage, wie es dem anderen Menschen geht. Es gibt noch so vieles, was wir tun können, damit dieses Weihnachtsgefühl im Laufe des Jahres nicht verblasst. Lass uns kreativ werden, lass uns anderen Menschen – und damit auch uns selbst - ein gutes Gefühl geben, lass uns menschlich sein. Und mit dem folgenden, wie ich finde, sehr passenden Gedicht von Henry van Dyke, wünsche ich dir frohe Weihnachten! Weihnachten bewahren Das ist Weihnachten bewahren. Ich beschließe zu vergessen, was ich für andere getan habe und will mich daran erinnern, was andere für mich taten. Ich will übersehen, was die Welt mir schuldet und daran denken was ich der Welt schulde. Ich will erkennen, dass meine Mitmenschen genauso wirkliche Wesen sind wie ich und will versuchen, hinter ihren Gesichtern ihre Herzen zu sehn, die nach Freude und Frieden hungern. Ich will das Beschwerdebuch gegen die Leistungen des Universums schließen. Und mich nach einem Platz umsehen, wo ich ein paar Saaten Glücklichsein säen kann.“ Henry van Dyke jr. Herzlichst Anke

Anke Mutmacherin

Beratung/ Coaching/ Seelsorge (nicht nur) für hochsensible Menschen